Gates noch?

Wenn man zweimal aus Spaß um Hilfe ruft, wird einem beim dritten Mal niemand mehr zuhören, selbst wenn es ernst sein sollte. Dieses Prinzip wirkt auch bei der Dynamik von „#…gates“.

Wenn man jeden noch so kleinen Mäusefurz zum Gate aufbauscht, wird einem keiner mehr zuhören, falls es wirklich mal um einen relevanten Vorfall gehen sollte. Wenn man inflationär jede Lappalie zum Skandal hochkocht, wird alles Skandal und gleichzeitig nichts.

Die aktuell durch’s Dorf getriebene Sau heißt also #gauchogate. Bei Twitter wurde zielsicher „dumpfer Nationalismus“ und „Rassismus“ attestiert. Wenn der Auftritt der angetrunkenen Fußballer rassistisch ist, welche Worte hat man dann noch für wirklichen Rassismus? Die Grenzen zwischen ernsten und irrelevanten Vorfällen werden verwischt, Rassismus wird banalisiert. Hier schießt man sich Gate für Gate ein Eigentor.

Ein Tagesspiegelredakteur bricht in tiefe Trauer aus und weiß nicht, wie er den unerhörten Vorfall seinen Kindern erklären soll (die sich sicherlich noch niemals in ihrem Leben über einen anderen Menschen despektierlich geäußert haben und dies auch nie tun werden).

Die FAZ diagnostiziert ein „gigantisches Eigentor„. Frank Lübberding schwurbelt eintausend Wörter ohne Aussage zusammen, bis er im vorletzten Absatz zum Punkt kommt: „So kam dieser Auftritt zustande, der alle Grenzen überschritt.“ Ach nein, er kommt doch nicht zum Punkt, sondern setzt wohl voraus, dass alle anderen Bürger selbstverständlich einen „alle Grenzen überschreitenden“ Auftritt gesehen haben. Alle Grenzen? Wirklich? Mit Verlaub, das ist lächerlich.

In ihrem Übereifer übersehen die Gatebürger, dass sie sich mit jedem hyperventilierenden, paranoiden Aufschrei selbst diskreditieren. Sie liefern leider allen, die ohnehin schon gerne über die Tugendwächter schimpfen, beste Argumente. Wenn man völlig unbedacht und inflationär mit dem Gate-Florett fechtet, wird selbst diese Gummiklinge stumpf. Man kann es einfach nicht mehr ernst nehmen.

Inzwischen tauchen endlich auch die ersten Kommentare von Argentiniern auf. Was sagen sie dazu? Sie fühlen sich gar nicht rassistisch oder nationalistisch herabgewürdigt oder ähnliches. Das ist natürlich ein Skandal. Siehe auch die Muslime, die sich partout weigern, sich von christlichen Weihnachtsmärkten in irgendeiner Form angegangen zu fühlen.

Wünschenswert wäre etwas weniger Hysterie. Zur Entspannung noch das innerhalb eines Tages schon legendäre Trikot von Peter Breuer.

 

[flattr user=“bukowski“]

3 Gedanken zu „Gates noch?

  1. Bastian Kreitz

    „Gestört“ hat mich persönlich nicht der Sauerkraut vs. Rinderlende Kram, sondern eher dieses in der Stimme von Simpsons Nelson zu hörende „ha ha“, sprich so das Zeug mit der Würdigung des Gegners.

    Das sich selbst hochfeiern ist halt nicht mein Ding, nun bin ich aber auch nicht siegreich von einem Turnier „nach Hause“ gekommen und wurde von zig Tausend Fans euphorisiert, von daher sollte man den Jungs ihren Spaß auch wirklich lassen.

    Das diese Chorographie „böse“ gemeint war glaube ich nicht, die Jungs wollten den Fans halt was bieten, und nach Feier und Flug kommt man dann eben auch auf Ideen die nicht jedermanns Geschmack treffen. Das ist es dann aber auch schon. Sommerpause halt, hui, ein Skandal :D.

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