Hedonistischer Widerstand

Die erste Welle des Entsetzens über die freidrehenden Geheimdienste brachte zum Beispiel Privacy-Parties hervor. Das war lustig, aber erwartbar ein Strohfeuer, das längst verglüht ist. Man hat wirklich genug zu tun und will nicht seine Tage mit komplizierter E-Mail-Verschlüsselung und solchem Zeug verbringen.

Bleibt die Frage: Was kann man tun gegen NSA & Co., ohne großen Aufwand und Einschränkungen im Alltag in Kauf nehmen zu müssen? Eigentlich ist es zwar nicht Sache der Bürger, ihre Grundrechte zu schützen, sondern eine der vornehmsten Aufgaben des Staates. Da dieser sich aber vollumfänglich verweigert, hier trotzdem ein paar Ideen für möglichst entspannten Widerstand gegen die Verletzung der Bürgerrechte. Folgende, einfache Maßnahmen kommen in Frage:

E-Mails mit Terror-Signatur
Verschlüsselungen sind mühsam. Daher sollte man wichtige Sachen möglichst nicht per Mail versenden. Das kann leider ziemlich umständlich werden. Hier hat man also nur die Wahl zwischen zwei Übeln. Aber man kann sich einen kleinen Spaß am Rande gönnen: Einfach eine Terror-Signatur anlegen, die Reizwörter wie Bombe, Dschihad, Crack, Kokain, Al Quaida usw. in verschiedenen Sprachen enthält. Dazu einen Aufruf an die Empfänger, bitte ebenfalls diese Mail-Signatur einzurichten. Das ändert nichts, könnte NSA & Co. aber ein bisschen beschäftigen.
Vorteil: Signatur einrichten dauert einmalig nur ein paar Minuten.
Nachteil: Sollte man nur machen, wenn man absehbar keine USA-Reise plant.

„Zahlen Sie bar oder mit Daten?“
Regelmäßig ausreichend Bargeld abheben und so weit wie möglich bar bezahlen. Denn jede Kartenzahlung mit EC-, Kredit oder anderen Karten generiert Daten zu Zeit, Ort, Konsumverhalten, Bewegungsmuster etc.
Nachteil: Man sollte außerdem auf Kundenkarten-Programme verzichten.
Vorteil: Gibt es nicht. Aber ob man nun mit Karten und Pin-Codes oder Bargeld hantiert, was soll’s.

Analog-Shopping
Das Geschäftsmodell von großen Online-Händlern wie zum Beispiel Amazon liegt bekanntlich weniger im Umsatz mit gehandelten Produkten, sondern in den dabei anfallenden Daten. Lösung: Analog einkaufen und bar zahlen (s.o.).
Vorteil: Es entstehen keine Datensätze, „evil Companies“ erleiden Datenverluste.
Nachteil: Kommt nur für Leute in Frage, die auf den Komfort der Online-Bestellungen verzichten können. In Summe sind das: ich. Also zugegeben, nicht sehr viele.

„Gefällt mir, was mir nicht gefällt!“
Zwischendurch einfach mal die eigenen Daten fälschen: Zum Beispiel bei Facebook immer mal wieder konkret entgegen den eigenen Interessen „liken“, um den Algorithmus ein bisschen zu irritieren. Mir selbst gefallen jetzt zum Beispiel Tampons, Handgranaten und Katzenbilder von bestimmten Anbietern.
Vorteil: Da lacht der Algorithmus und man selbst hat auch noch Spaß dabei.
Nachteil: Nicht bekannt.

Nickerchen für mobile Geräte
Öfter mal den Flugmodus einschalten. Wir haben neulich bei Twitter in die Runde gefragt, was das bringt. Keine klare Antwort seitens Nerds und Tekkies. Womöglich sind Smartphones selbst im Flugmodus abhörbar, bzw. nach De-Aktivieren des Netznickerchens könnten die während des Flugmodus entstandenen Daten und Aktivitäten ausgelesen werden.
Nachteil: Eingeschränkte Erreichbarkeit.
Vorteil: Eingeschränkte Erreichbarkeit. Öfter mal kurz aussteigen aus dem Online-Geflirre und dabei sogar noch Akku sparen.

Kalender-Analog-Device
Anstatt einen digitalen, sich über alle Geräte automatisch synchronisierenden Kalender zu führen, pflege ich meine Termine jetzt mit Kugelschreiber in einen Papierkalender. Wie damals im 20. Jahrhundert.
Nachteil: Nicht sehr modern.
Vorteil: Papier und Kugelschreiber sind abhörsicher. Außerdem finde ich ein Kalenderbuch mit Wochenübersicht und Platz für Notizen tatsächlich praktischer als die digitalen Versionen. Und es verschafft einen ziemlich coolen Auftritt, Business-Termine mit Papier und Stift zu notieren. (Nicht wenige meiner geschäftlichen Kontakte halten mich inzwischen für ziemlich Avantgarde. Glaube ich.)

So weit eine erste kleine Liste für passiven und möglichst aufwandfreien Widerstand gegen den Terror der Geheimdienste und Regierungen gegen die eigene Bevölkerung. Die damit zu erzielenden Effekte dürften sich in Grenzen halten. Aber der Aufwand ja auch.

Die Liste wird aktualisiert, wenn neue Ideen dazukommen. Wer weitere Vorschläge hat: Ergänzungen gerne per Kommentar!

 

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2 Gedanken zu „Hedonistischer Widerstand

  1. Frau-Irgendwas-ist-immer

    Daten auf Papier lassen sich auch viel besser löschen als auf digital … verbrennen den Datenträger und gut ist es.

    Antworten
  2. Pingback: Hedonistischer Widerstand | Carta

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