Ende letzten Jahres hatten wir hier dazu aufgerufen, mittels Crowdunfunding die Entstehung meines Buchs mit dem Arbeitstitel »Lektüre für Leser« zu verhindern. Schreiten wir jetzt zur Auswertung der Aktion. Das Ergebnis lautet: null! Nicht eine einzige müde Mark kam zusammen, mit der man mich vom Schreiben hätte abhalten können.
Oder anders herum verklärt: Sagenhafte einhundert Prozent aller Fontblog-Leser haben sich für die Fortsetzung des Buchprojekts entschieden. Natürlich hätte ich gerne die zur Buchverhinderung erforderlichen 2.500 Euro pro Monat eingenommen, aber dieses Ergebnis halte ich letztlich doch für das schönere Kompliment.
Anstelle des gescheiterten Crowdunfunding geht’s jetzt mit Uncrowdfunding weiter. Das heißt im Prinzip nichts anderes, als daß ich völlig unabhängig von irgendeiner Crowd oder irgendeinem Funding weiter fleißig am Buch arbeiten und hier darüber berichten werde. Los geht’s heute mit den Tagesordnungspunkten Lektor, Lesung, Leseprobe.
Wie man einen Lektor zum Lesen bewegt
Nachdem rund einhundert Seiten geschrieben sind, schien mir ein Abgleich mit jemandem vom Fach sinnvoll. Es fragte sich natürlich, wie man einen Lektor für lau zum Lesen bringen kann. Aber das war eigentlich ganz leicht. Hier das Procedere in Stichworten:
Zwei Kumpels aus meinem Kickbox-Verein und ich, dazu ein schwarzer Lieferwagen mit verdunkelten Scheiben, dann nachts einem gewissen Carlos Westerkamp vor seiner Haustür auflauern, dann – Zugriff! – einen Kartoffelsack über den Kopf, rin in den Wagen und raus aufs Land. Dann ein abgelegener Hof mitten in der Pampa im Brandenburgischen, dann da Kellerverlies. Lektor rein, Licht an, Wumme an den Kopf gehalten und mit den Worten »So Freundchen, lesen jetzt!« zur Sichtung der ersten sechs Kapitel gezwungen.
Und – schwups! – schon liegt eine Bewertung von kompetenter Seite vor. Zusammengefasst lautet das Urteil von Carlos Westerkamp sinngemäß: »Joa, da könnte was gehen. Du müsstest aber noch ein bisschen an der Dramaturgie und am Hauptdarsteller feilen.« Jut, dit mach ick! Soll heißen: läuft!
Den Umständen entsprechend ließ Herr Westerkamp ganz liebe Grüße an Herrn Grabowski ausrichten. Er freut sich schon auf die Zusammenarbeit, lässt er wissen. Außerdem fiel mir während der Aktion auf, daß ich mich gar nicht hätte maskieren müssen. Mein Name steht ja im Manuskript, ich Schusselchen. Aber egal. Alles erfolgreich verlaufen vorerst.
Lesung am 29. Januar in Berlin
Kommen wir zum zweiten Tagesordnungspunkt: Lesung. Der Eintritt ist zwar frei, aber dafür sind die Getränke umsonst. In Kauf nehmen muss man nur, daß neben anderen auch ich etwas vorlesen werde; und zwar passenderweise aus dem Manuskript von “Lektüre für Leser”. Die Beta-Version des Romans wird also schon mal aufs Publikum losgelassen. Ich begrüße das. Details zur Lesung finden Sie hier.
Frisch eingetroffen: Leseprobe
Schauen wir doch gleich mal rein, was da neulich in der »Lektüre für Leser« los war; nämlich das hier:
Während Lena heimlich in Herrn Grabowski verliebt ist, ist Herr Grabowski unheimlich in Andrea verliebt. Lena dagegen ist ganz und gar nicht in Andrea verliebt. In Kapitel 14 stellt sich das dann so dar:
(…)
»Diese blöde Kuh«, zischte Lena.
»Was hast Du denn gegen Andrea?«, fragte Herr Grabowski. »Sei doch nicht so streng mit ihr. Ist doch eine tolle Frau. Und sie hat’s auch nicht immer leicht. Allein schon ihr Name, die Arme. Ich meine, ›Andrea‹ ist schon bitter. Was war da bloß bei den Eltern los? Bei den anderen geht’s doch auch. Warum nicht Nadeschda-Eleonore, Henriette-Guthilde oder Peter …«
»Peter? Wieso Peter?«, unterbrach ihn Lena.
»Wie, wieso Peter?«
»Na, Peter ist doch kein Frauenname.«
»Oh doch«, erklärte Herr Grabowski. »Peter ist ein alt-toltekischer Oberschicht-Mädchenvorname. Das haben mir zumindest meine Nachbarn neulich erzählt, deren Tochter Peter heißt.«
»Ach so. Meinen Glückwunsch …«, antwortete Lena gereizt.
(…)
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